Stärker. Schneller. Besser? – Ein kritischer Blick auf Selbstoptimierung im Kontext von Supervision & Coaching
- Annekathrin Straka

- 25. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Selbstoptimierung ist längst zum stillen Imperativ unserer Zeit geworden. Überall begegnen uns Anleitungen, Tools und Routinen, wie wir produktiver, fokussierter, effizienter – kurz: besser werden können. Auch im Coaching- und Supervisionskontext äußern Klient*innen häufig Sätze wie:
„Ich will an mir arbeiten.“
„Ich muss endlich mein volles Potenzial ausschöpfen.“
„Ich funktioniere nicht gut genug.“
Was auf den ersten Blick nach persönlichem Wachstum klingt, kann bei genauerem Hinsehen eine subtile Form innerer Überforderung oder Selbstentfremdung sein.
Die versteckte Falle der Selbstoptimierung
Im Kern ist Selbstoptimierung oft Ausdruck eines tiefen Bedürfnisses: gesehen zu werden, dazugehören zu wollen, Kontrolle zurückzugewinnen.Doch in der Praxis führt sie häufig zu einem paradoxen Effekt: Je mehr wir uns optimieren, desto weniger verbunden sind wir mit uns selbst.
Denn die Frage lautet irgendwann nicht mehr: Was ist gut für mich?, sondern: Wie kann ich noch besser performen – in den Augen anderer?
Die innere Stimme wird leiser. Der Selbstwert wird an Leistung geknüpft. Und statt Entwicklung entsteht subtiler Druck.
Systemisch-lösungsorientierte Perspektive: Worin liegt das Problem?
In der systemischen Supervision und im Coaching gehen wir davon aus: Nicht der Mensch ist das Problem – sondern oft der Kontext, in dem er versucht zu bestehen.
Das bedeutet:
Wir müssen nicht „besser“ werden – sondern vielleicht anders mit dem umgehen, was uns umgibt.
Nicht jede Schwäche muss „wegtrainiert“ werden – manchmal will sie ihre Daseinsberechtigung, gesehen, verstanden und gewürdigt werden.
Nicht immer ist der richtige Weg nach vorne – manchmal ist es auch ein Innehalten, eine Rückschau, ein Neuverbinden.
Selbstentwicklung ≠ Selbstoptimierung
Zwischen Selbstentwicklung und Selbstoptimierung besteht ein bedeutsamer Unterschied:
Selbstoptimierung bedeutet oft
besser zu „funktionieren“
höher, schneller, effizienter
Orientierung an Außenmaßstäben
Kontrolle, Leistung, Vergleich
getrieben zu sein von einem Mangelgefühl
Druck und Überforderung
Selbstentwicklung hingegen ist ein Prozess, der
von innen heraus wächst
darauf ausgerichtet ist, sich selbst besser zu verstehen
tiefer, verbundener und stimmiger ist
sich an eigenen Werten und Bedürfnissen orientiert
Verbundenheit, Wachstum und Selbstannahme bedeutet
Gelassenheit und innere Klarheit fördert
Was Coaching & Supervision stattdessen ermöglichen können
In meiner Praxis für Supervision & Coaching begleite ich Klient*innen dabei, sich nicht zu optimieren, sondern sich ehrlich zu begegnen:
Den eigenen inneren Antreiber zu erkennen – und ihm mit Wohlwollen und Mitgefühl zu begegnen.
Zwischen dem „Ich muss“ und dem „Ich will“ zu unterscheiden.
Die eigenen Ressourcen zu würdigen, statt sich ständig zu verbessern.
Wieder zu spüren: Ich darf einfach ich sein. Und von hier aus gestalten.
Ein kritischer Blick auf Selbstoptimierung zeigt also: Manchmal bedeutet Entwicklung nicht mehr „Tun“, sondern mehr „Sein“. Mehr Stille. Mehr Selbstachtung. Mehr Echtheit.
Fazit: Wir sind nicht unser To-do
Selbstoptimierung verspricht Kontrolle – aber sie kann uns von unserem inneren Kompass entfernen. Systemisches Coaching und Supervision helfen dabei, aus dem Funktionieren wieder ins Spüren zu kommen. Weg von ständiger Selbstkritik – hin zu einer Haltung der Würdigung, der Neugier und des Vertrauens.
Denn: Wir sind keine Maschine, die justiert werden muss. Wir sind ein Mensch – mit Tiefe, Geschichte, Intuition und einem ganz eigenen Rhythmus. Und genau darin liegt unsere Kraft.
Suchen Sie eine Begleitung, die Sie nicht verändern möchte – sondern Sie mit sich selbst in Kontakt bringt? In meiner Praxis für Supervision & Coaching in Mainz begleite ich Sie gerne auf Ihrem ganz eigenen Weg – jenseits von Selbstoptimierungsdruck.


