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Das Problem ist nicht das Problem – ein neuer Blick auf das Phänomen ‚Problem‘ in Supervision & Coaching

  • Autorenbild: Annekathrin Straka
    Annekathrin Straka
  • 30. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. Sept.

Ein Mann auf dem Boden sitzend scheint verzweifelt und Probleme zu haben. In Supervision & Coaching erleben Sie eine neuen Blick auf Probleme.
Was ist ein Problem? - Probleme neu gedacht.


„Ich habe ein Problem.“


Ein Satz, der so alltäglich klingt – und doch so viel in uns auslösen kann. Das Wort „Problem“ ist schwer, blockierend, manchmal sogar beschämend. Es signalisiert: Hier stimmt etwas nicht. Hier hakt es. Hier bekomme ich etwas nicht hin.

Aber ist das wirklich so?


Viele Menschen kommen in meine Praxis für Supervision & Coaching in Mainz mit einer klaren Erwartung:

„Ich habe ein Problem – bitte helfen Sie mir, es zu lösen.“


Doch wenn wir tiefer hinschauen, entdecken wir schnell: Das „Problem“ ist oft nicht das Problem. Eine Situation wird erst durch unsere eigene Bewertung zum gefühlten Problem. Entscheidend ist, wie wir innerlich mit dem Phänomen umgehen und welche Bedeutungen wir ihm geben.

 

Probleme sind ein Zeichen von Kompetenz

Der hypnosystemische Pionier Dr. Gunther Schmidt beschreibt es so: Ein „Problem zu haben“ ist zunächst eine hohe Kompetenzleistung. Denn nur wer in der Lage ist, zwischen einem Ist-Zustand und einem Soll-Zustand zu unterscheiden, kann überhaupt ein Problem wahrnehmen. Ein Problem entsteht also immer aus einer Ist-Soll-Diskrepanz. Dass wir diese Differenz überhaupt erkennen und spüren, zeigt, dass wir Ziele, Werte und Wünsche haben – also Klarheit darüber, was uns wichtig ist.

 

Sprache prägt unsere Wahrnehmung

Sprache wirkt. Mit ihr richten wir uns aus. Und sie beeinflusst, wie wir uns selbst und unsere Herausforderungen sehen.


Wenn wir etwas als Problem bezeichnen, markieren wir es unbewusst als etwas das


  • unerwünscht ist und weg muss,

  • negativ ist,

  • uns einschränkt oder uns stört,

  • (so) nicht sein darf.

 

Was wäre, wenn ein „Problem“ ein wichtiger und wertvoller Kompass wäre?

Statt ein Problem zu bekämpfen, können wir es auch als Chance und Einladung sehen:


  • Etwas in uns oder in unserem Leben will gesehen werden. Was zeigt sich gerade in unserem Leben, das unsere Aufmerksamkeit braucht?

  • Eine Grenze will gewahrt oder neu definiert werden. In welcher Form ist der eigene Raum bedroht?

  • Ein Bedürfnis ist ungestillt. Welches Bedürfnis liegt hinter dem sogenannten Problem?

  • Eine alte Dynamik will sich verändern. Was passt nicht mehr?

 

Dann geht es nicht mehr darum, weiter dagegen anzukämpfen. Sondern oft braucht es genau das Gegenteil: innehalten, loslassen, Abstand gewinnen, sich mit dem Kompass verbünden – und dann neue Bewegungen ausprobieren, die Chance zur eigenen Entwicklung und Entfaltung nutzen.

 

Wenn Lösungsversuche zum Hindernis werden

Spannend (und oft belastend) wird es dort, wo wir auf Hindernisse stoßen auf dem Weg, den Ist- in den Soll-Zustand zu verwandeln. Wir probieren etwas aus – und es klappt nicht.

Dann verharren wir in einer Schleife:


  • Wir wiederholen Lösungsversuche, die nicht zum Ziel führen.

  • Wir verengen unsere Wahrnehmung immer stärker auf das „Problem“.

  • Wir geraten in eine Art Problem-Trance.


Das Problem selbst ist also gar nicht das eigentliche Hindernis – sondern die Verkettung von Gedanken, Bedeutungen und erfolglosen Strategien, die wir damit verbinden.

 

Das Scheinwerfer-Prinzip: Energy flows where attention goes

Ein hilfreiches Bild ist der Scheinwerfer. Stellen wir uns vor, unser Bewusstsein ist wie ein starker Lichtstrahl.


  • Richten wir ihn ausschließlich auf das Problem, wirkt es groß, mächtig und unüberwindbar. Wir sehen nur noch das, was nicht geht. Wir verstricken uns in Ursachenanalysen.


  • Vergrößern wir jedoch den Lichtkegel und schwenken den Scheinwerfer auf Ressourcen, Ausnahmen oder neue Möglichkeiten, verändert sich das gesamte Bild und unsere Emotionen darin.


So entsteht aus der Problem-Trance eine Lösungs-Trance: Wir erkennen plötzlich Wege, die vorher im Dunkeln lagen. Wir erkennen, Phänomene, die uns stören, haben oft eine gute Absicht oder Funktion. Sogenannte Probleme entstehen in Kontexten, in Beziehungen, in Wechselwirkungen – nicht isoliert.

Diese Haltung wirkt entlastend, entmystifizierend – und vor allem: wertschätzend.

 

Fazit: Probleme sind Wegweiser und Weggefährten

„Das Problem ist nicht das Problem“ – dieser Satz lädt uns ein, anders zu schauen und ein neuer Blick auf das Phänomen 'Problem' wird möglich: Probleme sind nicht unsere Feinde, sondern Signale, Chancen, Einladungen. Sie zeigen uns, wo wir uns etwas anderes wünschen, wo wir Entwicklung brauchen und wo wir feststecken. Gerade die als "Problem" empfundenen Situationen sind es, die uns wie durch eine Tür hindurch zu unseren eigenen Bedürfnissen und zu "Lösungsorten" führen.


In der systemischen Supervision und im lösungsorientierten Coaching geht es also nicht darum, Probleme zu lösen wie ein Rätsel. Vielmehr geht es darum, Phänomene neu zu betrachten, Zusammenhänge zu verstehen und wieder handlungsfähig zu werden – in Ihrem eigenen Tempo, in Ihrem eigenen Stil.


Wenn Sie das Gefühl haben, in Ihrem beruflichen Alltag immer wieder gegen „Probleme“ anzukämpfen – dann kann ein neuer Blick von außen befreiend wirken.

Ich begleite Sie gerne – mit systemisch-lösungsorientierter Haltung, mit Klarheit und Wertschätzung.




 
 
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